Nidda ist jetzt Streuobstkommune

Kreisanzeiger vom 30.09.2024

Die Auszeichnung wurde beim zweiten Streuobstwiesenfest auf dem Gelände der Natur- und Vogelschutzgruppe Ober-Lais übergeben.

Adelheid Spruck, Thomas Repp, Rouven Kötter, Ralph Adam, Fred Nies

Ober-Lais (em). Das zweite Streuobstwiesenfest der Stadt Nidda auf dem Gelände der Natur- und Vogelschutzgruppe Ober-Lais war nicht nur gut besucht, es bot auch einen besonderen Höhepunkt: die Auszeichnung Niddas als Streuobstkommune. Der Erste Beigeordnete des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain, Rouven Kötter (SPD), übergab die Urkunde, die Plakette und eine Holzplastik des Wetterauer Künstlers Sebastian Göbel. Und zudem ein Geschenk: eine Weiterbildung mit dem Frankfurter Streuobstwiesenexperten Josef Göbel.

 

Zuvor hatte Erster Stadtrat Thomas Repp (CDU) das Fest eröffnet. Er dankte der Natur- und Vogelschutzgruppe Ober-Lais als Ausrichter, der befreundeten Geiß-Niddaer Gruppe als Unterstützerin und allen Aktiven, aber auch den Verwaltungsmitarbeiterinnen Kerstin Bär, Kerstin Alt und Karin Knölke.

 

Dass der Auszeichnung ein dreijähriger Arbeitsweg vorangegangen war, machte Stadtverordnetenvorsteherin Adelheid Spruck (CDU) deutlich. Die Anregung habe sie als Interessenvertreterin Niddas aus einer Kammersitzung des Regionalverbandes mitgebracht. Seit 2021 zeichnet der Regionalverband Streuobstkommunen aus, die sich besonders um den Erhalt und die Pflege dieses Lebensraums kümmern, in der Umgebung sind es Ranstadt und Reichelsheim. Es gehe dabei um den Erhalt landschaftlicher Identität und um Heimat, betonte Kötter. Spruck fand Unterstützung bei Bürgermeister Thorsten Eberhard (CDU), den städtischen Gremien, der Verwaltung und aus mit dem Thema befassten Vereinen.

 

Die Fragen nach einem Überblick über Niddas Streuobstbestände, notwendigen Erhaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen, Informationen und Unterstützung standen im Raum. Eine Arbeitsgruppe wurde gebildet, ein Konzept erstellt und mit dem Antrag beim Streuobstwiesenfest 2023 in Ober-Widdersheim an Kötter übergeben. Ergänzt wurde das durch praktische Schritte: Kartierung der Bestände, Baumschnittmaßnahmen - bis zur Landesgartenschau 2027 sollen alle städtischen Bäume einen Verjüngungsschnitt erhalten -, Anschaffung einer Obstpresse, die Kitas, Schulen und Vereine kostenlos leihen können, und die Information der Öffentlichkeit.

 

Die Auszeichnung war eingebettet in ein Fest, dem man gut das Motto »Naturbegegnung für alle Generationen« hätte geben können. Als sich die Ober-Laiser Naturschützer zur Ausrichtung bereiterklärten, fingen sie nicht bei null an. Ihr Gelände mit einem Netz von Lebensräumen für viele, auch spezialisierte Arten ist in jahrzehntelanger Vereinsarbeit seit 1953 entstanden. Die Vorstände Ralph Adam und Fred Nies machten das bei der Eröffnung mit einer kurzen Skizze der Vereinsgeschichte deutlich.

 

Was mit Nistkastenbau und Winterfütterung begonnen hatte, weitete sich zu einem Netz landschaftspflegerischer Aktivitäten um das Vereinsheim, aber auch weit in der Umgebung verstreut aus. Anlage und Pflege von Feuchtbiotopen, Haltung einer kleinen Herde von Rhönschafen zur Beweidung, Pflege von Streuobstwiesen, Insekten und Vogelschutz und vieles mehr gehören dazu. Nicht zu vergessen: In den 1960er Jahren begann die Kinder- und Jugendarbeit, die bis heute kontinuierlich weitergeht. So war es für die Aktiven eine leichte Übung, Fragebogen für eine Kinderrallye zusammenzustellen. Überall im Gelände sah man Kinder beim Beobachten und Aufschreiben - das Säckchen Apfelnachos als Preis wollten sich alle verdienen. Fasziniert waren die jungen Besucher von der Apfelpresse, vom Keltern und Probieren des Saftes. 

 

Eine Führung durch das Gelände wurde aber auch Erwachsenen angeboten: Streuobstwiese, Teich mit Nisthilfen für Fledermaus, Florfliegen und Vögel in der Umgebung, Insektenhotel, Kräuterspirale, Bienenhaus und Käferkeller erläuterten Matthias Fürer und Clemens Fischer. Es gab eine Duftführung mit Ulrich Ritter sowie eine Führung mit botanisch-insektenkundlichem Schwerpunkt mit Dr. Daniel Ruppel und Birgit Wiechelmann-Werth.

 

Ein kleiner Markt war aufgebaut worden. Vertreten waren die Freunde der Landesgartenschau und der Imkerverein Nidda-Schotten. Verwaltungsmitarbeiterinnen boten Erinnerungsbuttons an, der Pomologe Harald Schad zeigte alte Apfelsorten und half beim Bestimmen. Bei der Bewirtung gab es Spezialitäten: Backhauskuchen, Ober-Laiser Hotdogs und Apfelbratwurst.