Jugendzeltlager 2016

Bild: Kinder und Betreuer beim Bau eines Hirschkäferbrutbiotops im Jugendzeltlager 2016

Kreis-Anzeiger vom 28.07.2016

Ober-Lais - (em). Zum 44. Zeltlager der Natur- und Vogelschutzgruppe Ober-Lais kamen über 100 Naturfreunde zusammen. Die 65 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 3 und 18 Jahren wurden von 36 Betreuern und Helfern versorgt. "Rund um den Naturschutz" lautete das Motto. Rituale wie das Lagerfeuer an jedem Abend gehören seit Jahren unverzichtbar dazu.

 

Wenn Holger Schneider aus Ulfa mit seinen Jagdhornbläsern den Zapfenstreich spielte, verzogen sich die jungen Teilnehmer widerspruchslos in die Zelte. Vorsitzender Ulrich Klehm und Fred Nies, langjähriger Lageraktiver: "Das machen die Bläser schon einige Jahre - ein schönes Signal zur Nachtruhe." Dankbar sind Klehm und seine Vorstandskollegen für das gut eingespielte Küchenteam, die Helfer am Getränkestand, die Nachtwachen.

 

Am Morgen nach dem Frühstück waren alle stets voll Tatendrang. Jugendleiter Philipp Peppel und sein Stellvertreter Vito Musial hatten die Projekte organisiert, die alle Altersgruppen und Interessen berücksichtigten. Immer waren Erwachsene als Ansprechpartner und Helfer dabei. Das große Zelt war wieder Ausstellungsbiotop. Auf der einen Seite wurde mit Moos, Rinde und Ästen ein Wald im Naturschutz dargestellt, grüner Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten, die zum Teil auf Postern zu sehen waren. Auf der anderen Seite ein vernachlässigter, verwüsteter Wald, halb Kümmerfläche, halb Müllkippe - ein Kontrast, der für sich selbst sprach.

 

70 Nistkästen wurden aus vorbereiteten Bausätzen montiert. Die Kinder lernten, dass Kohlmeisen ein größeres Einschlupfloch benötigen als Sumpf-, Tanne- oder Blaumeisen. Für den mit Hochbeeten ergänzten Schulgarten (der Kreisanzeiger berichtete) wurde ein Eidechsenhotel gebaut. In einer Schicht aus Kies und Schotter, gefüllt mit lockerer Erde und Sand, sollen sich heimische Eidechsen und Blindschleichen ansiedeln. Dort finden sie dann ebenso einen Platz, um sich zu sonnen, wie Spalten und Ritzen, um sich vor Feinden und Winterkälte zurückzuziehen. Die Naturschützer und die Schulgemeinde hoffen, dass auch Kröten, Salamander und Unken diesen Unterschlupf nutzen, Im Wald entstand zudem aus gehäckseltem Eichenholz ein Hirschkäferbrutbiotop.

 

Oft werden Installationen vergangener Jugendlager weiter entwickelt. So bekamen der große Infostern und das Baumxylophon ein Schutzdach. Der Teich unterhalb des Hangs an der Vogelschutzhütte war schon erneuert worden. Jetzt legten Kinder und Jugendliche am Hang eine Trockenmauer aus Lesesteinen als Stütze an, ebenfalls ein Refugium für Amphibien. Im Lehm des Hügels wurden zwei Nisthöhlen geschaffen. man hofft, dass der Eisvogel dort brütet, er wäre mit seinem metallischen Schimmer der schönste Bewohner rund um das Vogelschutzgehölz.

 

Mit Europaletten wurde ein großzügiges Insektenhotel gebaut. In den Füllungen aus unterschiedlichem Material und ebensolcher Struktur können sich viele Arten dieser Tiergruppe entwickeln. Eine notwendige Maßnahme, denn der Insektenbestand ist besorgniserregend zurückgegangen.

 

Immer lassen sich die Ober-Laiser Naturschützer etwas Neues einfallen. Beim Projekt Naturheilkunde wurden Brennnesseln, Löwenzahn und Birkenblätter für einen Entschlackungstee gesammelt, gewaschen und getrocknet. Wissenschaftlich ging es an anderer Stelle zu: Mit Dünnschichtchromatografie wurden die selbstgesammelten Pflanzen aus den Wiesen von Ober-Lais mit solchen aus der Apotheke verglichen - die "eigenen" hatten dieselben Wirkstoffe. Auf der Basis eines Öl-Wasser-Auszugs wurden Wirkstoffe aus Ringelblumen gewonnen, mit Vaseline und Bienenwachs eine Heilsalbe für Wunden hergestellt.

 

So lernten die jungen Naturschützer, dass man mit heimischen Pflanzen viel für Gesundheit und Wohlbefinden tun kann. Die Gruppe lernte aber auch heimische Arten kennen, die gefährlich oder giftig sind und stellte auf Projektplakaten Heil- und Giftpflanzen dar.

 

So fehlte es beim traditionellen Abschluss mit den Familien nicht an Themen, und selbstbewusst präsentierten die Kinder und Jugendlichen ihre Projekte.